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Mittwoch, 10. Oktober 2012

Parodie: «Erlkönig» von Eduard Vollmar

Der Schweizer Chemiker Eduard Vollmar (*1935) verbindet in seinem Buch «Schachparodien (von Goethe bis Brecht)» (1986) seine Liebe zu Schachspiel und Poesie, indem er in geschickter und amüsanter Art und Weise bekannte Gedichte der Weltliteratur mit Ausdrücken und Formulierungen aus der heutigen Zeit und der Welt des Schachspiels kombiniert.

Als Beispiel soll das Gedicht «Erlkönig» von Johann Wolfgang Goethe gezeigt werden (Seite 11):


Erlkönig
(von Eduard Vollmar)

Wer sitzt noch so spät
vor dem Brett und denkt?
Es ist der Meister,
vom Gegner bedrängt.

Er hat noch die Dame,
den König und Turm
und erwartet des Gegners
entscheidenden Sturm.

«Mein König, was birgst du so bang dein Gesicht?»
«Siehst Vater du den Mattzug nicht?
Den Zug, der so grausam uns unterjocht!»
«Mein König, es wird nicht so heiss gekocht!»

Den lockt in die Falle der Gegner geschwind,
er ist schon vom Kampfe ermüdet und blind.
Er sieht nicht den Springer, er fühlt nur die Not
und ahnet das tödliche Schachgebot.

«Mein Vater, mein Vater, jetzt macht er den Zug!»
«Mein König, es ist doch nur fauler Betrug!
Ich hab ihm ja eben die Dame geraubt.»
Doch der König ächzt müde und senkt sein Haupt.

Dem Meister grausets, er zieht noch geschwind,
obgleich er dem Abgrund nicht mehr entrinnt.
Er glaubt, er erreiche das rettende Patt,
doch wehe, o weh, sein König ist matt.

Schulschach  
Schach in der Schule  

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